24.05.05

Ausflug nach Alcatraz

Alcatraz zählt wohl zu den populärsten Ausflugszielen in der Bucht von San Francisco. Der Name der Insel geht auf das Jahr 1775 zurück, die Spanier nannten sie „De Los Alcatraces" – „Insel der Pelikane“.
1854 wurde auf Alcatraz der erste und heute älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtturm an der Westküste in Betrieb genommen. Alcatraz war das am stärksten befestigte Fort im Westen, nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs wurde es auf Grund seiner Lage zum Militärgefängnis (1895).

Nach Prohibition und wirtschaftlicher Depression in Nordamerika und dem folgenden Anstieg an Kriminalität suchte die Regierung ein neues Super-Gefängnis. Ein abgeschiedener Ort sollte die Kommunikation zwischen Insassen und Außenwelt verhindern. So wurde Alcatraz 1934 nach anfänglichen Einwänden der Bewohner von San Francisco zum Gefängnis für Schwerverbrecher, nie zuvor hatte es eine solche Isolation gegeben. Insgesamt waren in den 378 Zellen ca. 1550 Häftlinge untergebracht (maximal 302, minimal 222, im Durchschnitt 260), ein Großteil der rd. 90 Aufseher lebte mit ihren Familien selbst auf Alcatraz.
Der bekannteste Insasse neben Al Capone, der ca. 4,5 Jahre auf Alcatraz verbrachte, war wohl Robert Franklin Stroud. Nach Aufenthalt in zwei Gefängnissen wurde er nach Mord an einem Wärter zum Tode verurteilt, nachdem seine Mutter beim Präsidenten interveniert hatte, wurde das Urteil ausgesetzt und er 1942 nach Alcatraz überstellt. Er wurde durch seine Vogelzucht und –studien als "Birdman of Alcatraz" bekannt, obwohl er während seines 17-jährigen Aufenthaltes seine Studien nicht weiterführen durfte.
Alcatraz galt vor allem wegen der starken Strömungen und dem kalten Wasser als besonders ausbruchssicher. Nach Angaben der zuständigen Behörden soll niemandem die Flucht von Alcatraz (lebend) gelungen sein. Es gab Fluchtversuche von 63 Häftlingen, 7 wurden dabei erschossen, 2 ertranken, 5 sind bis heute vermisst und der Rest wurde wieder gefangen genommen. Der spektakulärste und am besten geplante Fluchtversuch wurde mit Clint Eastwood in der Hauptrolle sogar verfilmt. Dabei soll den 3 Häftlingen nach Ablenkung der Aufseher mit täuschend echten Puppen die Flucht durch ein mit Löffeln gegrabenes Loch in den Lüftungsschacht gelungen sein.
1962 nahm die Ära von Alcatraz langsam ein Ende. Die Zeiten hatten sich geändert, Alcatraz bot kein Konzept für Rehabilitation, die täglichen Kosten eines Häftlings waren auf 100 $ gestiegen, eine Erneuerung zur Weiterführung hätte rd. 6 Mio $ gekostet. Somit wurde Alcatraz am 21.3.1963 offiziell geschlossen, die letzten 27 Häftlinge wurden an diesem Tag abtransportiert.

Nach der Schließung des Gefängnisses stand Alcatraz 1969 wieder in den Schlagzeilen.
Am 9.11.1969 landete eine Gruppe von Native Americans rund um Richard Oakes auf Alcatraz und reklamierte die Insel im Namen aller Native Americans. Lange vor Entdeckung und Erschließung der Bay von San Francisco durch die Europäer lebten Native Americans in der Bucht von San Francisco und auch auf Alcatraz. Die Regierung Bestand ursprünglich darauf, dass die Besetzer die Insel verlassen, gab aber dann den Forderungen nach formellen Verhandlungen nach. 1970 begann die Organisation der Besetzer langsam zu zerfallen, ihr Anführer Oakes verlies die Insel, als seine 13-jährige Stieftochter zu Tode stürzte. Man konnte sich auf keinen Nachfolger des als charismatisch und redegewandt beschriebenen Oakes einigen. Ab dem Zeitpunkt zog sich die Regierung zurück und setzte auf Warten. Nach Beendigung der Wasserversorgung durch die Regierung und Ausbruch eines Feuer, das mehrere historische Gebäude auf der Insel zerstörte, hatten die Besetzer auch die Presse gegen sich, die zuerst auf deren Seite gestanden war. Im Jänner 1971 kollidierten 2 Öltanker in der Bucht und obwohl offiziell das Fehlen des Lichtsignals oder Nebelhorns von Alcatraz dabei keine Rolle spielte, war das der gesuchte Anhaltspunkt für die Regierung. Nach Genehmigung durch Präsident Nixon wurden am 10. Juni 1971 die übrig gebliebenen Besetzer von der Insel entfernt. Es wurde die bis heute längste Okkupation einer Regierungseinrichtung durch Native Americans. Die Besetzer hatten ihre Forderungen zwar nicht durchgesetzt, aber zumindest die Aufmerksamkeit der amerikanischen Bevölkerung erreicht. Als direktes oder indirektes Ergebnis änderte die Regierung ihren Kurs in Richtung Selbstbestimmung der Native Americans.

Soviel zur bewegten Geschichte der Insel. Diese und viele Details mehr kann man bei einem Besuch in Erfahrung bringen, daher unser Tipp: Zeit nehmen und auch die Orte abseits der offiziellen Tour erkunden. In der Hochsaison ist es auf Grund des großen Andrangs ratsam, Tickets für die Alcatraz Tour von zu Hause via Internet zu kaufen (www.blueandgoldfleet.com). Unbedingt die Audio Tour mitbuchen – die über ein Abspielgerät mit Kopfhörer auf dem Rundgang durch den Zellenblock eingespielten Informationen sind sehr gut aufbereitet, schließt man die Augen, fühlt man sich teilweise mitten im Geschehen.

Fotos von Alcatraz (Tag- und Nachttour)

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